PRIMABELLO
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Trimmen von Hand oder mit Trimmesser (Zupfen)

Immer wieder kommt es - auch in Hundesalons bei telefonischen Terminanfragen - zu Missverständnissen wenn es heisst:

"Ich möchte meinen Hund t r i m m e n lassen."

Aus diesem Grund und weil es für die sogenannten Trimm- bzw. Zupf-Rassen und ihre artgerechte Pflege wichtig ist, möchte ich diesem Thema hier ein eigenständiges Kapitel widmen, in dem ich versuche, das

TRIMMEN (ich spreche sehr oft zur Unterscheidbarkeit vom ZUPFEN)

zu erklären.

Zunächst einmal muß man sich die Frage stellen, was heisst eigentlich trimmen.

Das Wort kommt aus dem englischen und bedeutet eigentlich "zurechtmachen" bzw. "in Ordnung bringen". Daher wird es von vielen Hundehaltern verwendet, auch wenn ihre Hunde geschoren oder geschnitten werden. Tatsächlich soll im Deutschen mit dem Begriff eigentlich bezeichnet werden, wie das Fell der rauhhaarigen oder harthaarigen Rassen und einiger Spanielarten mit weicherer Fellstruktur, in Form gebracht und gepflegt wird.

Die Engländer wiederum bezeichnen diese Art der Fellpflege als "Stripping"; man sagt auch Handtrimmen. Um welche Rassen (z.B. die meisten Terrier, Rauhhaardackel, Schnauzer) es sich im einzelnen handelt, wird am Ende des Kapitels aufgeführt.

Bei den entsprechenden Hunderassen mit rauhhaarigem Haarkleid ist es zur Erhaltung der Fellstruktur und somit zur Erhaltung von Gesundheit und Aussehen also erforderlich, in regelmässigen Abständen das alte, lose, abgestorbene Deckhaar mit der Wurzel zu entfernen - auszuzupfen -, um für das gesunde Wachstum neuer kräftiger und farbintensiver Deckhaare Platz zu machen. Das Zupfen - sofern es richtig gemacht wird - tut dem Hund in keinster Weise weh. Im Gegenteil, es befreit den Hund von lästigem Juckreiz der durch abgestorbenes, in der Haut sitzendes Fell verursacht wird, und beugt so oft auch Hautirritationen und Ekzemen vor. Auch werden durch das Zupfen Stoffwechsel und Durchblutung angeregt.

Wird das tote Haar nicht entfernt oder allenfalls mit der Schermaschine oder mit der Schere gekürzt, verliert das Haar seine Farbe (viele Terrier die jahrelang geschoren wurden verlieren ihre kräftigen Farben, z.B. der Foxterrier und der Welsh Terrier und werden blass). Auch kann neues Deckhaar nur noch sperrlich nachwachsen und das immer wieder durch scheren oder schneiden gekürzte und in der Haut verbleibende tote Deckhaar wird feiner und weicher (der Hund verliert seine ursprüngliche Fellstruktur). Das liegt auch daran, daß die Farbpigmente vor allem in den Spitzen der einzelnen Haare liegen und die Haare in Richtung Wurzel dünner werden. Ausserdem wächst bei geschorenen rauhhaarigen Rassen die ebenfalls abgeschorene Unterwolle zu stark.

Gezupft wird mit Daumen und Zeigefinger (Fingerlingen) oder einem stumpfen (nicht schneidenden) Trimmesser. Seien Sie also vorsichtig, wenn ein Hundefriseur zum Trimmen eine Schermaschine oder eine Schere in die Hand nimmt.

Kompromisse werden lediglich bei empfindlichen Stellen gemacht (Brust, Bauch, Kopf, unterhalb der Rute) oder bei dem Versuch, einem jahrelang fälschlicherweise geschorenen Hund durch mühsames überzupfen nach und nach die ursprüngliche Fellstruktur zurückzuholen, was in wenigen Fällen (außer beim Cockerspaniel) möglich ist. Beim Cockerspaniel ist die Fellstruktur meist schon nach einmaligen Scheren derart ruiniert, dass nicht mehr gezupft werden kann. Auch bei z.B. einem Cairn Terrier der einmal geschoren wurde, kann es bis zu 2 Jahre dauern, bis er seine ursprüngliche Fellstruktur durch langsames Überzupfen zurückbekommt.

Aber es gibt noch weitere Nachteile für rauhhaarige Hunderassen die geschoren werden. Die Hunde leiden nicht nur oft unter Juckreiz und verlieren nicht nur ihre Farbe und Fellstruktur (die Haare werden weich), sondern Schmutz haftet auch besser im Fell und das Fell verfilzt leichter. Die durch das Abscheren gegenüber dem Zupfen eingesparte Zeit muss nun für die intensivere Fellpflege aufgebracht werden. Zudem haart ein gezupfter Hund in der Regel nur dann extrem, wenn das Haar "reif" und somit abgestorben und bereit für das Zupfen ist während ein geschorener Hund vermehrt und ständig haaren kann. Ansonsten ist ein gezupfter Hund wesentlich pflegeleichter als ein geschorener. Es gibt natürlich auch hier wieder die berühmte Ausnahme, wo ein mehrfaches abscheren dem Hund kaum schadet. Manche Terrier haben leider zu weiches Fell mit in die Wiege gelegt bekommen. Auch bei diesen Hunden kann man vorsichtig durch überzupfen versuchen, die Fellstruktur langsam zumindest an manchen Stellen zu verbessern. Gelingt dies nicht, bleibt (insbesondere bei den sogenannten Wollis, bei denen trimmen kaum möglich ist) nur noch der Griff zur Schere.

Je nach Haarwachstum kann man im Idealfall bei regelmässigem Zupfen in einem immer wiederkehrenden Rhytmus, in dem die längsten, abgestorbenen Haare ausgezupft werden, ein sogenanntes "rolling coat" erzielen. Hierbei befindet sich bereits unter dem ausgezupften, abgestorbenen Deckhaar neben der Unterwolle eine weitere Schicht neuen, schon nachgewachsenen Deckhaares.

Sollten Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, werde ich gern versuchen diese zu beantworten.

Zupfen hilft Ihrem Hund unter dem Strich, seine Fellstruktur und Farbe zu behalten. Ihr Hund bleibt pflegeleicht und haart kaum. Das Fell nimmt nicht so schnell Schmutz auf und verfilzt nicht so leicht. Der gezupfte Hund leidet nicht so schnell an Juckreiz und Ekzemen. Für die Fellpflege wird oft viel weniger Zeit aufgewendet.

Als Argumente für das Abscheren einer Zupfhunderasse werden oft angeführt, das das Scheren für den Hund nicht so lange dauert und nicht so teuer ist.

Natürlich dauert es länger das abgestorbene Fell in Handarbeit zu entfernen als mit der Schermaschine den Hund abzuscheren und Handarbeit ist nunmal etwas teurer. Aber die artgerechte und gesunderhaltende Hundepflege sollte es - gerade zum Wohl Ihres Tieres - wert sein.

Auf den nachstehenden Fotos ist das Fell eines "gezupften" pfeffer-salz-farbenen Schnauzers zu sehen; auf dem letzten Foto erkennt man deutlich einen Teil des reifen, noch nicht gezupften Haares:

Hier sehen Sie nachstehend einen bereits teilweise gezupften Westie:

Bilder eines Parson Russel Terrier, auf denen das sogenannte "Rolling Coat" zu sehen ist, die bereits unter dem noch teilweise

zu zupfenden Deckhaar nachgewachsene weitere Deckhaarschicht:



Eine Zwergschnauzerhündin pfeffer-salz, die 2 Jahre lang nur geschoren wurde und bei der durch die richtige Umstellung (zupfen) des Deckhaares die ursprüngliche Fellstruktur und Farbe zurückgeholt werden konnten, dokumentiert in Bildern über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr. Es geht nicht immer, aber die Mühe zeichnet sich manchmal aus!

Termin 1, vorher




Termin 1, nachher:



Termin 2:



Termin 3:


Termin 4 vorher:


Termin 4, nachher:


Und hier noch einmal der direkte Vergleich, Termin 1 vorher zu Termin 4 nachher:



Hunderassen, die im "Normalfall" zu Zupfen sind:

1.) viele Terrier, wie z.B. Airedale Terrier, Border und Australien Terrier, Cairn und Scotch Terrier, Fox-, Irish-, Welsh- und Lakeland Terrier sowie Parsson Jack Russel und West Highland White Terrier

2.) Zwerg-, Mittel- und Riesenschnauzer, insbesondere pfeffer-salz-farbene. Viele schwarze Schnauzer haben wenig bis keine Unterwolle, so das Scheren die bessere Alternative sein kann. Das sollte im Einzelfall entschieden werden.

3.) einige Rassen bedürfen bei der Fellpflege einer Kombination aus Zupfen und schneiden, z.B. der Bouvier de Flandres und einige Spanielarten (z.B. engl. Cocker, amerik. Cocker, engl. Springer Spaniel aus der Fieldlinie)

4.) Rauhhaardackel sollten gezupft und nicht geschoren werden und

5.) je nach im Einzelfall festzustellender Fellbeschaffenheit auch Mischlinge mit vorstehenden Rassen.

Ausgenommen vom Zupfen bei den Terriern sind z.B. : Cesky und Kerry Blue Terrier, Silky und Yorkshire Terrier, Bedlington und Irish Soft Coated Wheaten Terrier.